Das Aufkommen von Populismus: Ein Versagen der Institutionen

09.06.2017

Verwalten statt gestalten

Das letzte Ergebnis zur Präsidentschaftswahl war für die etablierten Parteien und Institutionen eine Überraschung. Aber war sie das wirklich? Das Aufkommen der Populisten ist doch bereits seit mehr als drei Jahren bekannt. Davon zeugten die Ergebnisse der Wahlen zum europäische Parlament 2014 und auch die vergangenen Landtagswahlen in Deutschland. Warum gewinnen die Nationalisten und jene, die Angst vor Überfremdung schüren? Darüber hinaus sind viele Stimmen dieser Wähler bekannt, die aus Protest bzw. vor Enttäuschung der etablierten Parteien sich für das Extreme entschieden haben.

Wir da unten, ihr da oben.

Bankenkrise, Globalisierung und Digitalisierung sind wesentliche Treiber der Veränderungen des Umfeldes, aber auch der Risiken. Offene Grenzen bringen Zuwanderung, bringen bestehende Ordnungen teilweise durcheinander. Dazu verliert der Mittelstand der Bevölkerung an Boden: Die Reichen werden reicher, während die Mitte in Richtung Armut abdriftet.

Gibt es dazu Antworten seitens der etablierten Parteien oder der Institutionen? Nein! Eher beschäftigt man sich mit dem Tagesgeschäft, lässt sich vor sich hertreiben. Der Staat muss eine Antwort auf die Herausforderungen haben, ja er muss diese, wie zum Beispiel zu den Gepflogenheiten des Internets, ständig im Sinne einer demokratischen Grundordnung, neu justieren.

Wähler sind kein Stimmvieh

Seit 1990 haben die etablierten Parteien mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Als Grund wird meistens angeführt, dass die Demografieentwicklung Schuld dafür sei. Ist es denn nicht wirklich so, dass die Parteien sich nicht permanent um die Interessenten bemüht haben? Traditionell wird doch innerparteilich geklüngelt und nur am Wahltag soll der Bürger über den nominierten Kandidaten abstimmen. Warum versucht man denn nicht, quasi täglich sich mit den potentiellen Wählern über anstehende Themen auseinander zu setzen. Möglichkeiten zur direkten Kommunikation sind vorhanden, nicht, dass es nur Facebook überlassen wird. Leider haben sich die Parteien ausgeruht und sitzen auf ihrem Finanzpolster, basiert aus Steuergeldern.

Kirchen verwalten, statt gestalten

Nur noch 56 Prozent der Bürger gehörten in 2015 noch einer evangelischen oder katholischen Kirche an, nach 62 Prozent zehn Jahre zuvor. Auch hier macht man es sich seitens der Kirche leicht und schiebt die Schuld der demografischen Entwicklung zu. Also wie Gott gegeben. Dies ist sicherlich nicht in seinem Sinne. Die Verwaltung bzw. die Organisation der Kirchen ruht sich beamtenmäßig aus: Solange die Kirchensteuer fließt, so lange ist der Beruf des Pfarrers und seinen Helfern finanziell gesichert. Bestrebungen, auf die Menschen verstärkt zu zugehen und wirklich der Bibel nach zu handeln sind nicht zu erkennen. Nur was sich ändert bleibt, heißt es. Wenn es so sein sollte, dass die Bürger aus Angst die Populisten wählen, warum engagiert sich die Kirche nicht, um mit ihrer Einstellung dem entgegen zu wirken?

Noch fünf vor zwölf, noch Zeit zum Handeln

Jeder vernünftige Unternehmer, der von einem anhaltenden Marktanteilsrückgang betroffen ist, wird sich in dieser Situation einem Berater bedienen und sich einem Veränderungsprozess unterwerfen. Es gilt die Unternehmenskultur entsprechend anzupassen, damit ein Involvement der Mitarbeiter erzielt werden kann. Ohne eine Begeisterung der "Mannschaft", die von "oben" kommen muss, können keine Kunden bzw. Wähler gewonnen werden.

Eine ähnliche Vorgehensweise muss auch von den öffentlichen Institutionen, den Kirchen und Parteien erwartet werden. Sollte es ein Führungsproblem geben, welches der Veränderung hinderlich ist, dann sollte dies umgehend beseitigt werden. Noch ist es nicht zu spät, dem Populismus Einhalt zu bieten und unsere Demokratie zu bewahren.