Alles SUV? Das Einerlei der Autohersteller

07.08.2019

Mittlerweile erreichte im laufenden Jahr 2019 das Pkw-Segment "SUV" (Inklusive der Geländewagen) bei den Neuzulassungen einen Anteil von über 30%. Von Kleinwagen bis Oberklasse werden Derivate bestehender Modelle angeboten, die entsprechend "aufgeblasen" wurden und dabei höhere Luftwiderstandsbeiwerte erreichen, als ob der Spritverbrauch keine Rolle spielt. Betrachtet man die aktuellen und künftigen Fahrzeugmodelle in der aktuellen Fachzeitschrift "auto-motor-und sport", bekommt man den Eindruck, dass nur noch SUV im Angebot sein wird.

Der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller Neuzulassungen stieg im letzten Jahr um 1,7 Prozent gegenüber 2017 und wird auch in diesem Jahr durch die spritschluckenden SUV weiter ansteigen.

Der Mehrverbrauch dieser Fahrzeugkategorie resultiert beispielsweise, wenn statt einer vergleichbaren Ausführung eines VW Golf dann ein VW T-Roc (0,4l Super laut "auto motor sport") gekauft wird: Mit dem SUV-Fahrzeug erhöht sich das Fahrzeuggewicht und gleichzeitig steigt der Luftwiderstandsbeiwert. Darüber hinaus steigen die Betriebskosten unter anderem infolge stärkerer Reifenausführungen sowie schlechteren Einstufungen bei Steuern und Versicherungen. Nicht destotrotz versucht die Automobilindustrie bei den Käufern mit einer weiteren Spezies, wie "Crossover", den Trend zu verstärken.

Trotz der aufgeführten Nachteile halten diese kaum jemanden ab, sich einen SUV zu kaufen. In einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung wird der Psychologe David Loschelder von der Leuphana-Universität Lüneburg wie folgt dazu zitiert: "Dazuzugehören, Teil einer Gruppe zu sein, sind menschliche Grundbedürfnisse. Wer nicht weiß, was er tun soll, der schaut eben erst einmal, was die anderen machen, und orientiert sich dann daran." Wie in anderen Bereichen auch, wo die Differenzierung schwerfällt, so eifern die Autofahrer anderen nach, weil es derzeit angesagt, normal ist.

Mit Beginn des Jahres 2021 müssten die Automobilhersteller einen durchschnittlichen Flottenverbrauch von 91 Gramm CO² erreichen, andern falls werden für jedes Fahrzeug entsprechende Strafzahlungen fällig. Diese Regelung ist der Industrie bereits seit mehr als 15 Jahren bekannt, um sich darauf einzurichten. Nicht einmal die in 2015 aufgedeckte Dieselmanipulation konnten bis heute durch die Autohersteller, wie seinerzeit vollmundig propagiert, spritsparende Lösungen bei ihren konventionellen Antrieben vorgelegt werden.

Während besonders Tesla, Renault und Nissan immerhin durchaus bezahlbare Angebote für elektrisch angetriebene Autos seit einigen Jahren einführten, kann von einem wirklichen Engagement deutscher Hersteller nicht die Rede sein. Vorsprung durch Technik, wo?

Automobilindustrie quo vadis?

Autos werden zunehmend aus den Innenstädten zu Gunsten des Fahrradverkehrs verdrängt. Jüngere Menschen verzichten in größeren Städten auf ein eigenes Fahrzeug und alternative Mobilitätsangebote gewinnen an Attraktivität. Freude am Fahren? Es darf bezweifelt werden, dass mit SUV-Modellen ein Spaß am Autofahren den Menschen vermittelt wird. Schaut man sich diese Fahrzeuge von ihrer Rückseite an, fällt eine Unterscheidung der einzelnen Marken schwer. Das Sicherheitsstreben der Automobilhersteller verhindert den Mut zu attraktiven Fahrzeugkonzepten. Etwas Neues entsteht nur, wenn nicht die herrschende Meinung der Konsumenten als Maßstab genommen wird! Innovationen und neue Fahrzeugkonzepte, wie sie auf vergangenen IAA's vorgestellt wurden, werden nicht umgesetzt, da ein Risiko der Einführung nicht eingegangen wird.

Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sagte, neu zugelassene SUV hätten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Durchschnitt 144,1 Gramm CO2 pro Kilometer ausgestoßen. Dies entspreche einem Durchschnittsverbrauch von 6,2 Litern Sprit auf 100 Kilometer. Zum Vergleich: alle Pkw-Neuwagen zusammen seien auf einen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 133,4 Gramm pro Kilometer gekommen - bei einem Verbrauch von 5,6 Litern.

Die deutschen Automobilhersteller haben in den nächsten Monaten ihre letzte Chance nicht nur ihr Vertrauen gegenüber ihren Konsumenten zurück zu gewinnen, sondern ihre Marken nachhaltig aufzuladen: Die jüngere Generation wieder mit attraktiven bzw. bezahlbaren Angeboten zu begeistern unter Berücksichtigung des Klimawandels.